Klimanotstand und Radentscheid
Eine Stellungnahme von Wilfried Labsch, Fraktionsvorsitzender, Bündnis Deutschland – Bürgerfraktion Marl.
Die Bedrohung des Klimawandels ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Städte auf der ganzen Welt erklären den Klimanotstand und setzen Maßnahmen zur Reduzierung ihres ökologischen Fußabdrucks um. Doch was passiert, wenn diese Bemühungen zu unverhältnismäßigen Auswirkungen wie in Marl führen?
Der Radentscheid, der sich mit dem Ziel befasst, den Radverkehr zu verbessern und die Umweltbelastung durch Autos zu verringern, führte in der Vergangenheit bereits zu kontroversen Baumfällungen. Insbesondere in den Straßen wie der Otto-Hue-Straße, Hülsstraße, Gate Ruhr und der angrenzenden Carl-Duisberg-Straße wurden Bäume gefällt, um Platz für Radwege zu schaffen.
Doch die Frage, die sich stellt, ist, ob diese Maßnahmen wirklich im Einklang mit den Zielen des Klimaschutzes stehen. Ja, der Ausbau von Radwegen ist wichtig, um den Verkehr zu entlasten und die CO₂-Emissionen zu reduzieren. Doch müssen dafür wirklich so viele, zum Teil über hundert Jahre alte Bäume geopfert werden? Die unverhältnismäßige Baumfällung wirft Zweifel an der Wirksamkeit und Nachhaltigkeit dieser Maßnahmen auf. Bäume sind nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern sie spielen auch eine entscheidende Rolle für das städtische Ökosystem. Sie verbessern die Luftqualität, regulieren das Klima und bieten Lebensraum für zahlreiche Tierarten. Daher ist es entscheidend, dass die Stadt Marl und andere Städte, die ähnliche Maßnahmen umsetzen, ihre Entscheidungen in Zukunft sorgfältiger abwägen und alternative Lösungen in Betracht ziehen. Statt blindlings Bäume zu fällen, sollten sie Möglichkeiten finden, Radwege zu schaffen, ohne dadurch die Umwelt zu schädigen. Die Nutzung von Radwegen, die bereits durch Asphalt versiegelt sind, oder die Umgestaltung von Straßenräumen könnte eine Option darstellen.
Aber sind Ersatzbepflanzungen eine adäquate Lösung?
Es wäre erforderlich, 80 Bäume als Ersatzpflanzungen zu errichten, um jedes Jahr eine Tonne CO₂ durch Bäume auszugleichen. Es sollte beachtet werden, dass die neu gepflanzten Bäume im ersten Jahr nach der Pflanzung nur sehr geringe Biomassevorräte an Biomasse aufbauen. Erst mit zunehmendem Alter wird vermehrt CO₂ gebunden.
Der Klimanotstand erfordert drastische Maßnahmen, aber sie sollten nicht auf Kosten unserer natürlichen Umwelt gehen. Städte wie Marl müssen in Zukunft einen ausgewogenen Ansatz verfolgen, der sowohl die Bedürfnisse der Bürger nach Mobilität als auch den Schutz der Umwelt berücksichtigt. Nur so können wir sicherstellen, dass unsere Städte weiterhin lebenswert bleiben und wir gleichzeitig unseren Beitrag zum Klimaschutz leisten.